Teutoburger-Wald-Verein

Deutscher Wandertag in Detmold: Neue Tourenleiter werden ausgebildet

Diese müssen sich überall mit Karte und Kompass orientieren können und auch das Wetter vorhersehen.

Detmold. Mitglieder des Teutoburger-Wald-Vereins (TWV) wollen den Runenweg absolvieren. Die Strecke führt über Voßheide, Oberwiembeck, Donop und Großenmarpe. Mit dabei sind die neuen Wanderführer Erika Henken-Mellies, Martina Spielberger-Deppe, Manfred Zurheide und Dieter Kunkel. Sie bereiten sich auf ein Großereignis vor.
Kürzlich haben die vier Detmolder bei einem viertägigen Lehrgang ihre Zertifikate erworben. Grund dafür ist der 118. Deutsche Wandertag, der vom 15. bis 20. August 2018 in Detmold stattfindet und bei dem der Teutoburger-Wald-Verein 16 verschiedene Wanderungen anbieten will. Dafür braucht es viele fähige und ausgebildete Wanderführer. Mindestens zwei Führer pro Wandergruppe sollen es sein, so schreibt es der Deutsche Wanderverband in seinen Richtlinien vor.
Auf den Garderobenständern im Speiseraum stapeln sich wetterfeste Funktionsjacken in jeglichen Farben, an Tisch- und Stuhlbeine sind etliche Rucksäcke gelehnt, hier und da lugt auch die ein oder andere Wanderkarte aus einer Seitentasche hervor.
„Es ist unabdingbar, zu jeder Zeit und an jedem Ort anhand der Wanderkarte seine aktuelle Position bestimmen zu können. Mithilfe von Kompass und Karte haben wir das während der Ausbildung intensiv geübt“, sagt Kunkel und entfaltet dabei eine DIN A4-Seite mit Inhalten aus dem Wanderführerlehrgang.
Neben dem Kartenlesen wissen die Absolventen nun auch genauestens über die Rechten und Pflichten eines Wanderführers Bescheid, ebenso wie über die ordnungsgemäße Vor- und Nachbereitung einer Wanderung sowie die passende Interaktion mit der Wandergruppe.
„Wir können jetzt auch Wolkenbilder deuten und daraus eine Wettervorhersage treffen. So lassen sich Routen kurzfristig den Witterungsverhältnissen anpassen oder im Ernstfall frühzeitig absagen“, erklärt Manfred Zurheide, während sich einige der Wanderfreunde ihre Jacken überstreifen und die Schnürsenkel ihrer Stiefel festzurren.
Festes Schuhwerk sei beim Wandern das A und O, weiß Martina Spielberger-Deppe aus der Praxis: „Normalerweise sollte das jedem klar sein, aber wir haben gelernt, als Wanderführer auch auf solche Dinge zu achten.“ Erika Henken-Mellies fügt hinzu: „Für mich war es neu, welch eine Verantwortung man als Wanderführer doch gegenüber seiner Gruppe hat.“ Eine Verantwortung, die der Teutoburger-Wald-Verein im Hinblick auf den bevorstehenden Deutschen Wandertag im Kreis Lippe auf so viele Schultern wie möglich verteilen will.
Bis Mai muss der Teutoburger-Wald-Verein der Lippe Tourismus & Marketing AG seine Wanderrouten vorlegen. Mehr als 100 Vorschläge haben die Mitglieder bereits gesammelt. Im Juli soll eine rund 120 Seiten starke Broschüre zum Deutschen Wandertag in Detmold erscheinen. Unterdessen soll es laut Uwe Petersen, Vorsitzender des Vereins, noch einen Wanderführer-Crashkurs geben.
Henken-Mellies, Spielberger-Deppe, Zurheide und Kunkel stehen in jedem Fall bereit für das Großereignis. Bis es soweit ist, schärfen sie ihr neu erworbenes Fachwissen bei anstehenden Wanderungen. Nach der Stärkung im Gasthof geht es auch für sie nun wieder in die Natur. Die Mittagspause ist vorbei.

Detmold will Hauptstadt der Wanderregion werden

Rund 50.000 Wanderfreunde werden zum Deutschen Wandertag vom 15. bis 20. August 2018 in Lippe und in Detmold erwartet. Um die Großveranstaltung zu unterstützen, hat der Stadtrat trotz knapper Kassen ein Budget von 60.000 Euro bereit gestellt.
Diese setzen sich aus zwei Töpfen zusammen. 50.000 Euro kommen nach Angaben der Stadtverwaltung aus dem Merchandising-Verkauf in der Tourist-Info – Überschüsse, die grundsätzlich immer in die touristische Infrastruktur oder auch in Veranstaltungen gesteckt werden könnten.
Weitere 10.000 Euro stammen aus dem Budget des Stadtmarketings, in dem ebenfalls immer auch Mittel für Veranstaltungen vorgesehen seien. Darüber hinaus sollen Förderungen und Sponsorenmittel akquiriert werden.
Als „Gegenwert“ erkennt die Stadt in dem Großereignis einen Wirtschaftsfaktor. Denn dadurch strömen nicht nur einmalig, sondern bestenfalls auch in Zukunft vermehrt Touristen in die Region. „Die Veranstaltung ist besonders dafür geeignet, dass Wanderfreunde unsere Region einmal kennenlernen“, hatte Jürgen Grimm, Fachbereichsleiter Tourismus und Marketing, dazu im Vorfeld der Ratssitzung erklärt. Schließlich gebe es hier am Hermann ein Wanderkompetenzzentrum; andere Vorzüge wie die Wege und Serviceleistungen sollten weiter ausgebaut werden.
Bei dem Großereignis würde Detmold gerne eine besondere Rolle als Hauptstadt der Wanderregion spielen und wirft dafür seinen Hut in den Ring. Tatsächlich sind schon jetzt einige Programmpunkte während des Events in der lippischen Residenz vorgesehen. Dazu gehört zum Beispiel eine Festmeile am Friedrichstaler Kanal.

Kommentar: Riesenchance für Lippe

von Thomas Reineke

Wandern ist in. Vorbei sind die Zeiten, als die Anhänger der gemächlichen Fortbewegung beinahe belächelt wurden. Walken, Pilgern, Wandern – das tun heute Millionen aus jeder Altersgruppe. Ein Trend, den Lippe für sich nutzen will. Und der Erfolg stellt sich bereits ein: So findet der 118. Deutsche Wandertag vom 15. bis 20. August 2018 in Detmold statt. Nach mehr als 100 Jahren ist das Großereignis, zu dem rund 50.000 Besucher aus ganz Deutschland und angrenzenden Ländern erwartet werden, zurück in Lippe. 1905 gab es bereits einen Deutschen Wandertag in Detmold. Heute allerdings ist das Ereignis mehr als ein Treffen Gleichgesinnter.

Es ist eine Steilvorlage für den Tourismus in Lippe, der neben Gesundheit, Kultur und Geschichte vor allem auf die Natur setzt, die am allerbesten beim Wandern zu erleben ist. Die Idee, die Großveranstaltung nach Detmold zu holen, entstand bei der Eröffnung des Wanderkompetenzzentrums WALK am Hermann. Der Teutoburger-Wald-Verband bewarb sich um die Ausrichtung und erhielt den Zuschlag. Er kümmert sich 2018 um die Touren. Der Kreistag unterstützt das Projekt, die Lippe Tourismus & Marketing GmbH übernimmt die Organisation. Auch die Stadt Detmold ist im Boot und gibt 60.000 Euro. Prognose: Diese Geldanlage wird sich mehr als rentieren. Denn kaum etwas anderes passt besser zu Lippe als Wandern.

Quelle: Lippische Landeszeitung vom 12. Januar 2017