Teutoburger-Wald-Verein

„Frisch auf“ erklingt durch Sebnitz’ Straßen

Stadt und die Wanderer verabschieden sich mit einem großen Umzug. Doch schon ist der nächste Wandertag präsent.Tausende Wanderer aus der ganzen Republik flanierten in einem langen Umzug durch die Seidenblumenstadt.

Sebnitz. So viele Umzüge hat Sebnitz in den vergangenen Jahren nicht erlebt, wie jetzt innerhalb von acht Tagen. Nach dem Stadtfestumzug am vorigen Wochenende folgte nun am Sonntagnachmittag der Festumzug des Deutschen Wandertages. Angeführt von den Sachsenländer Blasmusikanten zieht er durch die Stadt – ein eindrucksvolles Bild der Wanderfreude und -freunde. Plötzlich läuft eine Frau aus den Reihen der Paderborner Wanderer auf ein Ehepaar am Straßenrand zu. Man umarmt sich, verabschiedet sich. Sie hatten sich einfach so beim Wandern in den vergangenen Tagen kennengelernt. Eine andere Frau rennt ebenfalls zu einer Wanderin. Die muss aufpassen, dass sie den Anschluss nicht verliert. Ein Wiedersehen alter Bekannter, die sich nach dem Umzug noch einmal treffen wollen. Es sind zwei von vielen kleinen Begebenheiten am Rand, die zeigen, wie gastfreundlich und wanderbegeistert die Sebnitzer sind.

Am Straßenrand sind wohl auch deshalb alle per Du. Man geht davon aus: Wer hier steht, der wandert gern. Immer wieder erklingt „Frisch auf!“, der Gruß der Wanderer, aus dem Umzug – und wird freundlich ebenso beantwortet. Manchmal mischt sich ein „Glück auf!“ dazwischen. Die meisten der knapp 60 Gruppen haben sich etwas Besonderes einfallen lassen. Von wegen Wandern ist langweilig. Regenschirme in verschiedenen Farben und Motiven bieten Schutz vor der Sonne. Hexen und Teufel wandern mit, ein Rübezahl, Dudelsackbläser und viele Sänger machen den Umzug kurzweilig. Mit 1 700 Teilnehmern war gerechnet worden, am Ende sollen es bis zu dreimal so viele gewesen sein.

Auf der Hertigswalder Straße wurden „Sehplätze“ für zwei Euro angeboten. Dafür gab es dann auch Kamelle, wie beim Karneval oder Fasching. Eine Wandersfrau verteilt kleine selbstgebastelte Pappschachteln. 300 hat sie gebastelt und versetzt damit viele in Verwunderung, Erstaunen und Dankbarkeit. Pferde wie eine Woche zuvor sind diesmal nicht dabei, und auch nur wenige Hunde, die brav mitlaufen. Der Umzug fordert von allen Kondition. Die Strecke führt vom Gewerbegebiet zur Hertigswalder Straße, über die Kirchstraße weiter um den Markt, die Schandauer Straße entlang zum Neustädter Weg. Schattige und kühle Plätze entlang der Strecke sind gefragt, Treppen, Fenstersimse und Hauseingänge schnell besetzt.

Schon auf der Hertigswalder Straße sind einige vom vielen „Frisch auf!“-Rufen heiser und machen erst einmal eine akustische Pause. Die Fahnenwerfer haben noch Kraft in den Armen, drehen, werfen und fangen ihre Fahnen unter dem Beifall der Zuschauer. Kuhglocken, Peitschenknall und Schlachtrufe wie „Feuer, Wasser, heu, heu“ sind zu hören. Wobei bei nicht ganz klar ist, ob es sich um Feuer und Wasser oder Feuerwasser handelt. Auf einigen Schultern baumeln schon die Taschen mit der Werbung für den nächsten Wandertag 2017 in Thüringen. Und auch der Teuteborger Wald macht für 2018 schon seine Aufwartung. Der Mit-Gastgeber Wanderverband Sächsische Schweiz läuft am Ende und verteilt Schlüsselbänder. Hinter dem Tourismusverband mit seinem Auto und dem Verweis auf „Das Märchen aus Stein“ ist Schluss. Es soll ein neuer Anfang sein: Auf Wiedersehen Wandertag in Sebnitz, Guten Tag zum Wandern in der Sächsische Schweiz.

Quelle: Sächsische Zeitung vom 27.06.2016