Teutoburger-Wald-Verein

Jetzt haben die Lipper den Wimpel – Bilanz zum Wandertag

Kreis Lippe. Einmal anfassen durften die Eisenacher noch. Ab jetzt wird das Heiligtum des Deutschen Wanderverbandes im Büro von Detmolds Bürgermeister Rainer Heller auf den nächsten Einsatz warten. Die lippischen Wanderer bringen den Wimpel nach Winterberg/Schmallenberg. Mit der Übergabe endete am Montag der 118. Deutsche Wandertag auf der Waldbühne. 700 Besucher applaudierten, als der Präsident des Deutschen Wanderverbandes, Dr. Hans-Ulrich Rauchfuß, die Organisatoren und die vielen Helfer lobte. Es gab insgesamt nur wenig Kritik.

40.000 Besucher im Lipperland

Landrat Dr. Axel Lehmann und Günter Weigel, Leiter der Lippe Tourismus und Marketing GmbH, sprachen von 40.000 Gästen, die das Lipperland besucht hatten. Einige von denen, die auf dem platten Land untergebracht waren, hatten bemängelt, dass die Busverbindungen am Abend nicht gerade berauschend sind. „Die Anrufsammeltaxis haben aber funktioniert. Und das Problem mit den Busverbindungen haben wir generell“, meinte Weigel dazu. Ein zweiter Punkt war den Wanderern aufgefallen: Einige Kirchen sind außerhalb der Gottesdienstzeiten abgeschlossen gewesen. „Das war alles an Kritikpunkten, was uns erreicht hat“, so Weigel. Dass Rauchfuß ihn als „Supermanager“ bezeichnet hatte, hatte auch etwas damit zu tun, dass Weigel und sein Team kleinere Pannen mit viel Elan ausgebügelt hatten. Als Patrick Kelly am Sonntagmittag im Palaisgarten üben wollte, lief das Wasserspiel. „Da einen zu finden, der das abschalten konnte, war schon eine Herausforderung“, sagte Weigel.

Eine halbe Million

Bleibt die Frage, was vom Wandertag bleibt und was er gekostet hat. 540.000 Euro sind veranschlagt worden, die Stadt Detmold, der Kreis und viele Sponsoren hatten die Summe aufgebracht. Eine Förderung durch das Land NRW gab es zunächst nicht. „Aber weil Paderborn beim 115. Wandertag mit 100.000 Euro unterstützt worden war, wollte ich das auch haben“, sagte Weigel. Er folgte dem Rat, einen Förderantrag zu stellen, und ihm Juni gab es dann die Zusage des Landes für zwei Millionen Euro. „Damit kommen wir in den nächsten Jahren unserem Ziel näher, Top-Wanderregion in Deutschland zu werden. Es wird in die Wege fließen, die Auszeichnung und einiges mehr“, so der Projektleiter.

Den vielen Wandervereinen, die am Montag dabei waren, versprach der Landrat, dass „sich bis zum 119. Wandertag einiges in Lippe verändern wird“. „Es lohnt sich also, Lippe wieder zu besuchen.“ Für den Detmolder Bürgermeister Rainer Heller heißt es jetzt, gut auf den Wimpel aufzupassen. Im kommenden Jahr bringen ihn Lipper zu Fuß nach Winterberg/Schmallenberg. Rainer Heller will dann dabei sein. „Ich bin heilfroh, dass das nicht so weit weg liegt.“

Die Gastgeber 2019

Vom 3. bis 8. Juli 2019 findet der Deutsche Wandertag in Schmallenberg und Winterberg statt. Dazu ist 2017 eine GmbH gegründet worden. Der 119. Deutsche Wandertag steht unter dem Motto „Treffen der Generationen“.

In Detmold haben die künftigen Gastgeber auf der Tourismusbörse geworben. „Das ist hier ein wunderschöner Platz mit dem Schloss als Kulisse. Bei uns ist es alles kleiner, und wir haben zwei Standorte, denn Winterberg und Schmallenberg liegen 20 Kilometer auseinander“, meinte Marketingfachfrau Kathrin Schneider. Die Organisation in Lippe sei wirklich gut, aber im Sauerland werde es einiges anderes geben. „Wir wollen alle Veranstaltungen kostenlos anbieten“, so Schneider. Es hätten sich Wandergasthöfe und Wanderdörfer rund um Schmallenberg und Winterberg zusammengeschlossen und zum Beispiel den Gepäckservice organisiert.

Um allen Altersklassen gerecht zu werden, gebe es erstmals ein Jugendcamp für Kinder von 7 bis 12 Jahre – mit eigenem Wimpel und Shirt für den Festumzug. „Die Stimmung in Lippe ist wie bei einem Festival – da möchten wir anknüpfen“, sagt Michael Beckmann, Geschäftsführer der Wandertags GmbH. Infos dazu gibt es schon jetzt auf www.deutscher-wandertag-2019.de.

Wandertag ist beste Werbung

Geschafft! Der Kreis Lippe, Lippe Tourismus und Marketing und viele Ehrenamtliche haben ein Großereignis über die Bühne gebracht und zu Recht sehr viel Lob dafür bekommen. Wandertag – das können die Lipper!

Erinnern wir uns zurück, dann gab es durchaus Bedenken in der Politik, ob denn ein Wandertag wirklich etwas bringt, ob sich die Werbung bezahlt macht. Eine Investition von 540.000 Euro ist schließlich keine Kleinigkeit.

Seit dem Wochenende ist klar: Ja, es ist Werbung. Und die Gastronomie und die Übernachtungsbetriebe haben verdient – vielleicht ist nicht jeder so auf seine Kosten gekommen, wie er sich das dachte. Aber unter dem Strich ist jeder Euro, den die Wanderer hier gelassen haben, zusätzlicher Umsatz.

Und nicht zuletzt haben Zehntausende gesehen, dass das Lipperland einiges zu bieten hat. Nicht nur die Wälder sind ein Pfund, mit dem die Region wuchern kann. Kulturell ist Lippe stark, denn es gibt eine große Vielfalt – und der ein oder andere, der beim 118. Deutschen Wandertag mitgemacht hat, wird auch wiederkommen. Das ist Tourismusförderung.

Weitere Investitionen in die Wanderregion Lippe sind bereits angekündigt, so dass es auch eine Weiterentwicklung gibt. Letztendlich wird sich nur die Region im Wettbewerb um die Touristen durchsetzen, die ihre Wanderwege zertifizieren lässt und eine passende Infrastruktur bereit stellt. Dazu gehört auch der Öffentliche Personennahverkehr, der abseits der Städte vor allem am Abend zu lückenhaft ist. Diese Kritik, die beim Wandertag laut geworden ist, muss man ernst nehmen.

Bleibt die Frage, ob das Wandern nur etwas für Ältere ist und quasi eine aussterbende Sportart ist. Wohl nicht, denn verkauft man es als Trekking, dann wird es auch für die Jugend attraktiv – ein weiteres Feld, das im Kreis Lippe sicher auch noch beackert wird. Denn stehen zu bleiben, passt so gar nicht zum Motto der lippischen Gastgeber „Gemeinsam unterwegs“.

Wehe, der geht verloren: Der Wimpel des Deutschen Wanderverbandes wird jedes Jahr zum Veranstaltungsort getragen. Landrat Dr. Axel Lehmann (links) und Detmolds Bürgermeister Rainer Heller dürfen schon mal anfassen – und trainieren. Barbara Brockmann, Bezirkswegewartin des Teutoburger-Wald -Verbandes, wird die Strecke ausarbeiten und die Wimpelgruppe ins 120 Kilometer entfernte Schmallenberg führen. (© Astrid Sewing)

Wehe, der geht verloren: Der Wimpel des Deutschen Wanderverbandes wird jedes Jahr zum Veranstaltungsort getragen. Landrat Dr. Axel Lehmann (links) und Detmolds Bürgermeister Rainer Heller dürfen schon mal anfassen – und trainieren. Barbara Brockmann, Bezirkswegewartin des Teutoburger-Wald -Verbandes, wird die Strecke ausarbeiten und die Wimpelgruppe ins 120 Kilometer entfernte Schmallenberg führen. (© Astrid Sewing)

Quelle: Lippische Landeszeitung vom 22.08.2018